Taino Park (Parco di Taino)


Taino ist eine Gemeinde mit 3.700 Einwohnern in der Provinz Varese gelegen, zwischen Sesto Calende und Angera. Die Gemeinde liegt 263 Meter über dem Meeresspiegel auf einem Hügel mit herrlichem Blick auf den südlichen Lago Maggiore und das Monte-Rosa-Massiv.
Auch an diesem Ort fehlt es nicht an stimmungsvollen Legenden, illustren Persönlichkeiten und Kuriositäten.

Ein bisschen Geschichte

Der volkstümlichen Etymologie zufolge liegt der Ursprung des Namens in den keltischen Begriffen Ta (gut) und Vyn (Wein), was so viel wie „Land des guten Weins" bedeutet.

In der Vergangenheit als Tajno und Tayno geschrieben, unterstand dieses Gebiet dem Erzbischof von Mailand und der Pieve di Angera. Ab 1350 dann der Herrschaft der Visconti, um 1449 an die Familie Borromeo überzugehen.
1579 verfügte der später heiliggesprochene Kardinal Carlo Borromeo die Errichtung der Pfarrei Santo Stefano Protomartire, die auch Cheglio umfasste (daher der offizielle Name "Tayno con Cheglio").

Der Taino Park (Parco di Taino)

1629 weihte Kardinal Federico Borromeo, ein Blutsverwandter des vorherigen Kardinals und sein Nachfolger auf dem ambrosianischen Stuhl, die neue Kirche ein. Diese wurde auf Wunsch der Bevölkerung und mit Unterstützung der Herzöge Serbelloni-Crivelli von San Gabrio wiederaufgebaut.

Im Jahr 1796 schuf Napoleon das Departement Verbano mit der Hauptstadt Varese, dem Taino angehörte. 1801 wurde das gesamte Gebiet Teil des Departements Lario des napoleonischen Königreichs Italien, dessen Hauptstadt Como war.
1860 wurde Taino Teil der Provinz Como, Bezirk Angera. Im Jahr 1927 wurde Varese wieder zur Provinzhauptstadt und fast alle Gebiete des ehemaligen Departements wurden ihr unterstellt, darunter auch Taino.

Der Taino-Park

Der Taino-Park wurde 1991 nach einem Entwurf des Künstlers Giò Pomodoro angelegt, der die Skulptur "Der Platz der vier Kardinalspunkte" in der Mitte des Parks geschaffen hat und im Laufe der Jahre zum Symbol der Stadt wurde. Der Grundgedanke des Projekts war "ein öffentlicher Park, der als städtischer Raum für Ausgleich, Reflexion, Ruhe und Kontemplation gedacht ist".
Der Park ist eine große Grünfläche im Zentrum der Stadt, mit Blick auf die nahe gelegene Rocca di Angera, den See, aber auch auf die fernen Alpen und den Monte Rosa. Diese "Terrasse" bietet sicherlich einen der schönsten und bezauberndsten Ausblicke auf den südlichen Teil des Lago Maggiore.

Pomodoro beschrieb den Park folgendermaßen: "Es gibt ein Abtauchen und ein Auftauchen, ein Zurückgehen und ein Wiederkommen, das sich heute im Park abspielt. Der Park, welcher als konkretes Bindeglied zwischen dem, was vergangen ist, und dem, was vorbereitet wird, fungiert. Dies in einer Dimension, die ganz alltäglich ist, die sich in der Stille, zwischen dem Grün und den Steinen und zwischen den weiten bewaldeten Flächen der Hügel erneuert.“

Blick vom Taino Park (Parco di Taino)

Giò Pomodoro

Giò Pomodoro (1930- 2002), war ein italienischer Bildhauer, Goldschmied, Graveur und Bühnenbildner. Er gilt als einer der wichtigsten abstrakten Bildhauer in der internationalen Szene des 20. Jahrhunderts.

Giò Pomodoros "Der Ort der vier Kardinalpunkte"

Auf den Hügeln von Taino treffen also Kunst und Natur aufeinander. Das Werk von Giò Pomodoro zelebriert, wie der Name schon sagt, einige der wichtigsten und innigsten künstlerischen Leitmotive: die Zeit und die Jahreszeiten. Dieses Kunstwerk ist ein beeindruckendes Denkmal, das der Sommersonnenwende gewidmet und das Ergebnis von 10 Jahren Projektforschung ist.
Dank des Einsatzes des Astronomen Corrado Lamberti am Monument ist es tatsächlich möglich, die vier Himmelsrichtungen und die Lichtrichtungen zu berechnen.

Skulptur von Pomodoro

Skulptur von Pomodoro

Die Skulptur von Pomodoro ist aus dem berühmten rosafarbenen Granit von Baveno gebaut. Sie ist reich an Anspielungen auf antike Zivilisationen, insbesondere auf die klassische Kultur.
Die Skulptur hat in ihrem Zentrum einen 8,64 m hohen Säulengnomon, der durch seine Durchdringung das Licht der Sonne am 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende, einfängt. Zur Mittagszeit, wenn die Sonne im Zenit steht, dringen die Strahlen in die Spalte ein und die Schatten werden auf eine zweite Säule projiziert, einen horizontalen Monolithen mit Pyramidenspitze, der fast vollständig verdunkelt ist und den Beginn des Sommers anzeigt.

Eindrucksvolle Kontraste

Dieses an symbolischen Bezügen reiche Monument wird von Kontrasten beherrscht. Die Kontraste zeigen sich in der Gegenüberstellung von sauber gemeißelten und geometrisch definierten Formen auf der einen Seite und an Teilen, welche fragmentarisch oder nur "grob behauen" sind auf der anderen Seite.
Ebenfalls zeigen sich die Kontraste in der Gegenüberstellung von Licht und Schatten, Feuer und Wasser, dem Männlichen der Sonne, dargestellt durch den Gnomon, und dem Weiblichen des Mondes, dargestellt durch das Lunatbecken.

Die Skulptur von Pomodoro ist voller Symbole und Inschriften, die an die Natur in ihrer ursprünglichsten Form erinnern, wie man an den vier Eingängen erkennen kann, die mit den Himmelsrichtungen übereinstimmen. Während das Verständnis dieser kleinen Perle, Zeit und Kontemplation erfordert, ist die große Grünfläche des Parks dank einer faszinierenden (und symbolischen) Treppe, die ebenfalls von Pomodoro geschaffen wurde, leicht zugänglich. Sie verbindet den städtischen Friedhof in der Via Marconi (SP48) mit dem Park und mit einem Platz, wo sich das Rathaus und das mit seinen Parkplätzen befindet.


Autorin: Brigitte Helm