Die Isola dei Pescatori ist im Gegensatz zu den anderen beiden Inseln im Lago Maggiore nicht im Besitz der Borromäischen Familie und kann daher weder Adelspaläste noch Gärten als Hauptattraktionen vorweisen.
Die Fischerinsel ist allerdings die Authentischste unter den Borromäischen Inseln, da sie ganzjährig bewohnt ist und nicht ausschließlich vom Tourismus lebt. Ein Spaziergang durch die Gassen der Fischerinsel ist sehr angenehm, die Zeit scheint stehengeblieben zu sein und trotz der Touristen (die viel weniger sind als auf der Isola Bella und Isola Madre) geht man ruhig spazieren. Die Insel ist nur 350 Meter lang und etwa 100 Meter breit.
Geschichte der Fischerinsel
Die Fischerinsel ist schon seit mindestens 700 Jahren bewohnt und derzeit leben dort ungefähr 50 Personen. Sie war bereits im letzten Jahrhundert berühmt für die hervorragenden Fischbestände die man dort finden konnte.
So erinnert man sich an Mussolinis Anwesenheit im Jahr 1935, als er während der Konferenz von Stresa - das Treffen des italienischen Regierungschefs mit den Außenministern Englands und Frankreichs, nach der Bedrohung der österreichischen Souveränität und der Kündigung der Militärklauseln des Versailler Vertrages durch Deutschland - verlangte eine außerplanmäßige Fahrt auf die Fischerinsel zu organisieren um dort den köstlichen Goldbarsch genießen zu können.
Die Architektur der Häuser
Im Herbst und im Frühling steigt der Wasserspiegel des Lago Maggiore wegen der reichlichen Niederschläge stark an und überschwemmt die Straßen der Fischerinsel und die Seepromenade. Für die Häuser, die hier gebaut wurden, ist das kein Problem da sich die Zugänge deswegen fast ausschließlich im zweiten Stock befinden.
Die Architektur der Häuser ist nicht zufällig. Die meisten sind zweistöckige Häuser mit großen Terrassen die hauptsächlich dazu dienten die Fische zu trocknen. Ein Spaziergang durch die Gassen der ursprünglichen Insel, in denen zum Trocknen auch Fischernetze aufgehängt sein können, ist sehr empfehlenswert. Natürlich gibt es auch Kaffees, kleine Restaurants und auch ein gutes Hotel.
Die Kirche San Vittore
Die kleine Kirche San Vittore stammt aus der Renaissance-Epoche. Sie wurde auf den Grundmauern einer Kapelle aus dem 11. Jahrhundert erbaut, deren Bogen noch heute sichtbar ist. Sie ist sehr gut erhalten und wird von vielen Italienern sowie von Ausländern als „Hochzeitskirche“ genutzt.
Im Inneren findet man Fresken aus dem sechzehnten Jahrhundert und einen Hochaltar aus dem siebzehnten Jahrhundert mit den Büsten der vier Bischöfe: Sant’Ambrogio di Milano, San Gaudenzio di Novara, San Francesco di Sales und San Carlo Borromeo, die typisch für den ambrosianischen Kult sind.
Der Friedhof
Hinter San Vittore befindet sich ein kleiner Friedhof. Noch heute sind kleine Fischerboote oder kleine Fische auf den Grabsteinen der meisten Gräber zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche von San Vittore kann man einen Spaziergang machen, der bis zum Wasser des Lago Maggiore führt. Über die ganze Insel verteilt gibt es zahlreiche kleine private Anlegestellen für die Boote der Bewohner.
Gaumenfreuden
Der Lago Maggiore ist ein mittelkalter, stark sauerstoffhaltiger und teilweise sehr tiefer See. Diese Merkmale ermöglichen es, eine Vielzahl von Fischarten zu beherbergen. Hier gibt es, je nach den Seegebieten, verschiedene Fischarten wie Karpfen, Schleien und vor allem Hechte und Forellenbarsche (pesce persico).
Die pelagischen Arten in offenen Gewässern sind Uckeleien (alborelle), Forellen und Agonen (agoni). Die Agonen sind eng verwandt mit den Sardinen und stammen eigentlich aus dem Meer. Da sie von Lichtern angezogen werden lockten die Fischer sie früher mit Feuer an die Küste.
Die Uckeleien sind sehr kleine Fische, die in Schwärmen leben. Diese werden herausgebacken und als Antipasto serviert. Der Hecht (luccio) ist bekanntermaßen ein großes Raubtier. Er kann hier im See bis zu 1,5 Metern lang werden und bis zu 15 kg wiegen.
Der Zander (luccioperca) hingegen wurde aus dem Comabbio See in der Provinz Varese eingeführt und wächst schneller als der Hecht. Der Zander hat eine durchschnittliche Länge von 35 cm und kann bis zu 3 kg wiegen. Mit all diesen Fischarten werden unter anderem die typischen Risotti serviert. Das sollte man auf keinen Fall missen! Eine wahre Gaumenfreude!
Die Traditionen
Die Inselbewohner lieben ihre Kultur und ihre Traditionen, was man an der Art und Weise erkennen kann wie die Gassen geschmückt sind.
Das traditionellste Fest der Fischerinsel ist im August, bei dem die Statue des Schutzheiligen auf ein beeindruckendes beleuchtetes Boot geladen wird und alle Borromäischen Inseln umkreist.
Auch der Karneval hat seinen festen Platz im traditionellen Festkalender. Da finden sich die Einwohner an langen Tischen zusammen um Wein zu trinken und Polenta zu essen.
Dann gibt es noch den Vorabend der Epiphanie (Befana), bei dem die Kinder mit Seilen durch die Straßen laufen, an denen sie Gläser, Dosen und Deckel binden, um so viel Lärm wie möglich zu machen. Grund dafür ist es die Befana aufzuwecken, da sie den braven Kindern Gaben bringen soll.
Flora und Fauna
Die Schönheit der Insel ist auch durch die Flora und Fauna charakterisiert. Was die Tiere betrifft, kann man die Fischerinsel auch als «Katzeninsel» bezeichnen. Man trifft viele Katzen in den Straßen des Dorfes die im Sommer auch Schutz vor der heißen Sonne unter den Pflanzen der Gärten suchen.
Neben den Katzen gibt es auch eine Vielzahl an kleinen Kröten. Diese springen ungestört durch die Gassen. Die Insel wird auch ständig von Möwen und Schwalben überflogen, die ihre Nester auf den Dächern der Häuser bauen.