Es ist schon etwas Besonderes, die Villa Ducale in Stresa in Augenschein zu nehmen. Denn die Villa ist etwas ganz Besonderes. Hier begegnen Besucher dem ältesten Herrschaftsanwesen der gesamten Ortschaft, das bereits 1771 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde.
Die Bolongaro steckten viel Liebe in die Gestaltung der Villa
Heute ist historisch gesichert, dass Giacomo Filippo Bolongaro ein besonderes Verhältnis zu dem Anwesen pflegte. Nachdem die am Seeufer und nicht weit vom Zentrum entfernte Villa von der Familie Bolongaro errichtet wurde, sorgte sich dieses Familienmitglied besonders hingebungsvoll um den Bau.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1780 ließ Giacomo Filippo Bolongaro nichts unversucht, um die Residenz noch prunkvoller und schöner zu gestalten. Das Konzept ging auf. Denn bis heute ist das anmutige Haus eng mit der Geschichte Stresas verbunden.
Einschränkungen durch die Simplonstraße
Ein schwerer Schicksalsschlag ereilte die Villa Ducale im napoleonischen Zeitalter. Der Bau der Simplonstraße wurde geplant und diesem fiel der Garten der Residenz zum Opfer. Einige Jahre später bat Anna Maria Bolongaro als letzte Nachfahrin der Familie den Philosophen Antonio Rosmini darum, die erste Grundschule für Jungen ins Leben zu rufen. Kurz darauf wurde die Grundschule an Rosminianer übergeben.
Eine Schenkung an einen Philosophen
Für diese Geste und die damit verbundene Arbeit war Anna Maria Bolongaro so dankbar, dass sie Rosmini nach ihrem Tod im Jahr 1848 die Villa übergab. Diese Verfügung hatte Bolongaro bereits im Vorfeld getroffen. Darauf genoss Rosmini seine letzten Lebensjahre in der Villa Ducale. Heute scheint historisch belegt zu sein, dass der Philosoph diese Zeit mit namhaften Gästen wie Alessandro Manzoni, Niccolò Tommaseo oder Ruggero Bonghi verbrachte.
Die Villa zu Zeiten von Prinzessin Elisabeth von Sachsen
Ab dem Jahr 1857 avancierte die Residenz für die nächsten 50 Jahre zum bevorzugten sommerlichen Aufenthaltsort von Prinzessin Elisabeth von Sachsen, der Herzogin von Genua. Während die Ehegattin des Herzogs von Genua - seines Zeichens der Zweitgeborene von König Carlo Alberto - hier lebte, erhielt der einstige Palazzo Bolongaro den Beinamen „Villa Ducale“.
Seitdem hat sich die Herzögliche Villa zu einem beliebten Treffpunkt des europäischen Adels gewandelt. Nach dem Tod der Adligen änderten sich die Eigentümerverhältnisse der Villa stetig. Beispielsweise wurde das Gebäude im Jahr 1942 durch den wohlhabenden Padri Rosminiani erworben. Nach dem Krieg wurde die Villa Ducale einem umfassenden Umbau unterzogen. Heute befindet sich in der Residenz das Centro Internazionale di Studi Rosminiani. Dieses Museum informiert über das Leben und Schaffen des gleichnamigen Philosophen. Zugleich beherbergt die Residenz eine große Bibliothek mit Werken der Biomedizin.
Äußere architektonische Finessen
Die Villa ist ein Bau in rechteckiger Form, der sich über eine Fläche erstreckt, die als Terrasse verwendet wird. Die Residenz wird von originellen Brüstungen umrundet. Der Außenbereich wird von einer durch Säulen gestützte Freitreppe verziert, die zwei Treppenfluchten aufweist. Diese Freitreppe wurde im 18. Jahrhundert geschaffen. Die Geländer aus Schmiedeeisen wurden hingegen im Stil des Rokoko angefertigt. Die vermutlich schönste und ergiebigste Zeit genoss die Villa in den Jahren, in denen Prinzessin Elisabeth darin lebte. Denn in dieser Zeit beauftragte die Adelige den Architekten Pietro Bottini, den Innenbereich der Residenz aufzuwerten.
Bis heute haben Besucher die Gelegenheit, den mit Blumenmalereien dekorierten Privatsalon der Herzogin von Genua in Augenschein zu nehmen. Diese in der Hochparterre gelegenen Räumlichkeiten basieren auf der architektonischen Technik der lombardischen Schule. Besonderheiten dieser Etage sind mit Stuck ausgestattete Fenster sowie ein prachtvoller Portikus mit drei Bögen. Während dieser Restaurierungsarbeiten wurden die älteren Fußböden aus Holz auch gegen neue Mosaik-Fußböden ausgetauscht.
Ein florales Raritätenmuseum
Beim Spaziergang durch den heutigen Garten erhaschen kostbare und seltene Pflanzenarten die Aufmerksamkeit. Eigentlich sollte der Garten italienisch-mediterran geprägt sein. Heute gedeihen in der Grünanlage jedoch viele exotische Gewächse, die echte Raritäten sind. So wachsen in der Villa Ducale Zedernbäume aus dem Libanon oder der Kampferbaum.
Das Zimmer von Antonio Rosmini, das Museum und der Park der Villa stehen an den Wochentagen jeweils von 9 bis 11.45 Uhr sowie von 15 bis 17.45 Uhr offen.