Auf einer Reise nach Locarno wird Ihnen das Castello Visconteo nicht verborgen bleiben. Diese Festung ist eine Augenweide im Zentrum der Altstadt Locarnos, von der sich heute allerdings nur noch der innere Kern über der Stadt am Lago Maggiore erhebt. Heute sind das Castello Visconteo sowie der große dazugehörige Komplex die Herberge eines archäologischen Museums, das sich bei Besuchern großer Beliebtheit erfreut. Der Publikumsliebling des Museums sind Glasgegenstände aus dem römischen Zeitalter, die den Zeitraum vom 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr. abdecken. Schlendern Sie durch die Innenräume des Museums, wird Ihnen die Vielfalt der Exponate nicht verborgen bleiben.
Neben den kostbaren Vasen erregen auch mundgeblasene Kelche die Aufmerksamkeit. Durch Relikte wie diese erhalten Sie automatisch einen Einblick in den einstigen Alltag der Römer.
Ein Palast mit kunstvollen Details
Ein ebenso schöner Blickfang ist der in den Schlosskomplex inbegriffene Palazzo Casorella, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut wurde. Markenzeichen dieses Palastes sind wunderschöne Logen, die zum Innenhof geöffnet werden können. Eine weitere Attraktion ist ein Gemälde mit dem Titel „Urteil des Paris“ aus dem Jahr 1773. Dieses Meisterwerk wurde von dem Künstler Giuseppe Antonio Felice Orelli angefertigt.
Das ursprüngliche Alter der Burg ist bis heute nicht geklärt
Die Geschichte des Kastells geht vermutlich bis auf das 10. Jahrhundert zurück. In damaligen Aufschriften ist von einer Burg in Leocarni die Rede. Allerdings kann heute niemand zu 100 Prozent bestätigen, ob auf diesem Dokument das Castello Visconteo gemeint gewesen ist. Die Gründungszeit der Burg in ihrer heutigen Form ist vermutlich auf das 12. Jahrhundert zurückzuführen.
Wie es heißt, lebten hinter den Mauern einst die Kaisertreuen Capitanei Orelli. Die Jahrhunderte darauf rückte Locarno immer wieder ins Zentrum von Besitzstreitigkeiten, bis die Burg um 1260 durch die aus Mailand vertriebenen Ghibellinen eingenommen und beschädigt wurde. Doch die Machtposition wackelte spätestens nach dem Tod des Anführers Simon von Orello im Jahr 1290.
Stetige Streitigkeiten um das Castello Visconteo
Etwa ein halbes Jahrhundert später unternahmen die Visconti von Mailand erste Versuche, ihre Machtstellung in Locarno auszubauen. Als Schicksalsjahr gilt 1342. Denn in diesem Jahr wurde die Burg durch land- und seeseitige Angriffe der Viscontis eingenommen. Kurze Zeit später nahmen die Visconti erste große Ausbauten an dem Kastell vor und belehnten den Adeligen Franchino Rusca mit dem Castello Visconteo. Dieser Adelige und dessen Nachkommen lebten bis etwa 1500 auf der Burg und nahmen einen Großteil erwähnenswerter Ausbauten vor.
Nach den Burgunderkriegen kamen bei den Viscontis allerdings Zweifel über die Vertrauenswürdigkeit der Ruscas auf. Als Folge dessen wurde der Wohnraum der Ruscas auf einen Palazzo minimiert, um die Kastellane aus Mailand auf dem befestigten Anlagengebiet einzuquartieren. Dennoch war das Castello Visconteo immer deutlicher dem Verfall geweiht. Gründe wie Überschwemmungen der Maggia oder die voranschreitende Verlandung des Hafens waren hierfür verantwortlich.
Ein partieller Abriss aus Kostengründen
Ein Wendejahr war 1499, als französische Truppen das Kastell besetzten und über mehrere Jahrhunderte hinweg um die Zugehörigkeit der Locarnese rangen. Es folgten Eroberungsversuche der Eidgenossen, die nach langwierigen Verhandlungen im Jahr 1513 den Besitz an der Festung erlangten. Die Eidgenossenschaft entschied sich, einen Teil der Burg aufgrund der hohen Unterhaltskosten zu entfernen.
Im Jahr 1532 wurden diese Abbrucharbeiten ausgeführt, so dass Bewohner der Stadt in dem neu gewonnenen Bereich neue Wohnhäuser errichten ließen. Nachdem der Hafen Locarnos ab 1535 nicht mehr für seinen ursprünglichen Zweck genutzt werden konnte, wurde der Hafen des Kastells ebenfalls verlegt.
Architektonische Relikte der Vergangenheit und Gegenwart
Werfen Sie heute einen Blick auf die Überreste des Castellos Visconteo, lässt sich nur noch erahnen, wie groß die Festung in der Vergangenheit gewesen sein muss. Diverse Mauerreste, der Westflügel der Burg, der Eckturm der Ringmauer und weitere Relikte der Ringmauer ziehen bis heute die Blicke auf sich. Aus der Gründungszeit dieses Bauwerks sind heute allerdings nur noch die Grundmauern vorhanden.
Die heutigen Betreiber des Kastells bzw. des archäologischen Museums öffnen täglich von 10 bis 17 Uhr ihre Tore. Bitte halten Sie ein Eintrittsentgelt von 5 CHF bereit. Unter bestimmten Voraussetzungen erhalten Sie Tickets zu ermäßigten Tarifen.