Turm von Velate (Torre di Velate)


Der Turm von Velate (Torre di Velate )

Der wohl berühmteste Einwohner Velates ist der sizilianische Maler Renato Guttuso. Er verbrachte die letzten 30 Jahre seines Lebens in einer abgelegenen Villa außerhalb des Ortes. Hier malte er viele seiner berühmtesten Gemälde, darunter „Vucciria“ (das ist der Name des berühmtesten Lebensmittelmarktes in Palermo, Sizilien). Aber auch Wälder- und Wanderlandschaften der Umgebung von Varese entstammen von ihm. Velate selber wurde auch von Renato Guttuso in sogar zwei Gemälden mit den Titeln «Sera a Velate» (Abend in Velate) von 1980 und „Torre di Velate e Sacro Monte“ (Turm von Velate und Sacro Monte) von 1962 dargestellt.

Das Städtchen Velate

Nördlich von Varese, auf einer Moränenterrasse an der Südseite der Erhebung „Campo dei Fiori“, am Fuße des Monte San Francesco gelegen, ist es eines der ältesten Dörfer des Varesotto. Es wird zum ersten Mal in einer Schriftrolle aus dem Jahre 922 erwähnt und als «Santa Maria del Monte Velate» bezeichnet.

Velate existiert seit der spätrömischen Zeit und genau hier befindet sich ein mittelalterlicher Turm (torre) aus dem 11. Jahrhundert, der auf einer Anhöhe errichtet wurde. Das Ziel der Errichtung war es den südlichen Teil des Ortes zu schützen (das sogenannte «Castrum de Vellate» ). Die Struktur, aus lebendigem Stein, mit viereckigem Grundriss, erreicht 33,5 Meter Höhe. Sie ist fünf Etagen über dem Boden durch eine gegliederte Treppenkonstruktion auf der Ostseite erreichbar. Die mächtige Festung, von der nur noch zwei Seiten erhalten sind und nur eine davon vollständig, wurde am Ende des 12. Jahrhunderts von den Mailändern schwer beschädigt. Dies war zu der Zeit als diese siegreich über die kaiserlichen Milizen und die Verbündeten des Barbarossa waren. Auch die Adligen von Velate haben darunter gelitten.

Der Turm von Velate

Im Inneren des Turms wurden die ursprüngliche südliche Grundlinie und ein tragender Steinpfeiler in der Mitte des Turms gefunden. Diese Entdeckung ermöglichte es, neue Hypothesen über die Konstruktionstechnik der Fußböden zu formulieren. Schließlich wurde eine Schicht mit deutlichen Brandspuren freigelegt, die wahrscheinlich mit der Verwüstung im 12. Jahrhundert zusammenhängt.
Hier haben Archäologen einige Silbermünzen der Münze von Mailand gefunden; sie wurden mit ziemlicher Sicherheit während des kurzen Zeitalters der Stadtverwaltung des Turms verwendet. Weitere Funde, darunter Münzen der Mailänder Dynastien und Keramikfragmente, zeugen von der Vitalität der Stätte von Velate mindestens bis 1600.

Von dem ursprünglichen Viereck sind die Wände im Norden und Osten geblieben und auf der linken Seite öffnen sich vier Monofenster mit Konturen von Steinbrüchen.

Aus dieser Zeit um 1600 stammen auch die Reste eines gallisch-römischen Gebäudes in einem privaten Park, Münzen des Kaisers Claudius sowie Metallwerkzeuge, die im Stadtmuseum der „Villa Mirabello“ aufbewahrt werden. Der Ort Velate war strategisch wichtig: das bestätigen die Signaltürme und Wachtürme in der Gegend. Der Besitz des oberen Olona-Tals erlaubte die Kontrolle des Transitverkehrs nach Luino, dem oberen Verbano und der Alpenpässe. Der felsige Gipfel des «Monte di Velate», der heutige „Sacro Monte“, war ein einzigartiges Bollwerk und ein Aussichtspunkt über den weiten Horizont.
Im Jahr 1989 hat Leopoldo Zambeletti dem FAI (Fondo Ambiente Italiano) den Turm geschenkt.

Der Turm heute

Der mittelalterliche Turm von Velate ist ein Fixpunkt in der Hügellandschaft der Umgebung von Varese. Erbaut im 11. Jahrhundert, können wir heute nur die Wand im Norden und die östliche Wand bewundern. Hier sind noch die Spuren von fünf weiteren Stockwerken neben dem Erdgeschoss sichtbar. Von hier aus öffnen sich vier Monofenster mit Doppel-Strombatur-Profilen aus Stein. Von dem ursprünglichen, 33,5 Meter hohen Viereck bleibt eine ganze Seite, die durch den Treppenkörper widerstandsfähiger geworden ist.

Normalerweise ist der Turm nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Es ist aber möglich den Eintritt oder eine Führung zu buchen. Der Turm ist von außerhalb des Anwesens gut sichtbar. Man kann ihn auch von der Straße aus sehen, welche von Varese zum Lago Maggiore führt.


Autorin: Brigitte Helm